12.08.2020

Porträtserie Folge 8: OT-Leiterin Sonja Gerwers - Ich mag es, nicht zu wissen, was morgen passiert

Sonja Gewers hat stets offene Ohren für die Wünsche und Ideen der Lohberger Jugendlichen.

Sonja Gerwers leitet seit April die Jugend-OT der Caritas. Die erfahrene Erzieherin und Sozialmanagerin aus Hamminkeln bringt neue Ideen mit und möchte noch mehr Jugendliche ins Don Bosco-Haus holen. Lohberg findet die 29-Jährige „gemütlich“.

Als Sonja Gerwers kurz vor Weihnachten die Stellenanzeige des Caritasverbandes las, dachte sie sich: „Du kannst ja mal hinschreiben“. Ein eigenes Jugendhaus zu leiten, reizte sie sehr. Und nun hat sich dieser Wunsch erfüllt. „Ich habe es noch nicht bereut.“ Die im Dorf Mehrhoog lebende Erzieherin besuchte als Teenager selbst ein Jugendhaus, half dort ehrenamtlich mit und leitete später die Mädchengruppe. „Außerdem war ich als Betreuerin auf Freizeiten und mir war früh klar, dass ich hauptberuflich in der offenen Kinder- und Jugendarbeit arbeiten möchte“, erzählt die junge OT-Leiterin.

Umfassende Qualifikationen und Verantwortung

Mit einer Zusatzausbildung zur Sozialmanagerin und einer Weiterbildung zur Kinder- und Jugend-Kreativpädagogin bringt Sonja Gerwers umfassende Qualifikationen mit. Verantwortung trug sie schon früh als stellvertretende Leitung zweier Jugendhäuser in Raesfeld und Erle. Nach viereinhalb Jahren dort wechselte sie nach Lohberg, „das ich nur vom Hörensagen kannte“.

In Raesfeld besuchten auch viele geflüchtete Jugendliche aus Syrien, dem Libanon und afrikanischen Ländern die OT, sowie viele türkischstämmige Mädchen und Jungen. „Mir gefällt es, dass in Lohberg auch Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen leben. Mir ist egal, wo jemand herkommt: Mensch ist Mensch.“

Hygienekonzept und Ferienprogramm entwickeln

Ihre Stelle trat Sonja Gerwers im soeben renovierten Haus an der Lohbergstraße mitten in der Corona-Krise an. „Das fand ich erst sehr ungünstig, aber es hatte den Vorteil, dass ich das Riesenkonstrukt Caritasverband Wesel gründlich kennenlernen konnte“, erklärt sie. Die Arbeit mit den Jugendlichen war zunächst nur sehr eingeschränkt möglich. Sonja Gerwers arbeitete zunächst am Hygienekonzept mit und setzte dieses um, dann gestaltete sie ein Programm für die Sommerferien.

Feste Bezugsgruppen wegen Corona

„Derzeit bieten wir feste Bezugsgruppen mit maximal neun Jugendlichen an, die immer am selben Wochentag hier sind. Sie müssen dann auch keine Masken tragen und keinen Abstand halten. Das machen die Cliquen draußen auch nicht und die Jugendlichen würden sonst sehr wahrscheinlich gar nicht kommen.“ Eine Mädchengruppe ist durch den Kontakt zu den Müttern entstanden, die das Sommer-Café besucht haben. Sie soll auch nach den Ferien fortbestehen. In Planung sind zudem ein Tag, an dem nur für Mädchen geöffnet ist, und einer nur für Jungen.

Beziehungsaufbau zu Jugendlichen ist wichtig

Mit einer weiteren Neuerung gelingt es Sonja Gerwers, neue Jugendliche und Familien anzulocken: „Wir haben einen Escape-Raum zum Thema ‚Mord in der Modellagentur‘ eingerichtet, mit rotem Teppich als Laufsteg, Schmink- und Büroecke“, berichtet die OT-Leiterin. „Er kommt super an.“ Sie möchte mit solchen Angeboten Hemmschwellen senken und geht auch mit ihrem Team durch den Stadtteil, um Jugendliche anzusprechen und sie für die OT zu interessieren. „Wir möchten ihnen Alternativen bieten.“

Zu ihrem Jobprofil gehört, Vertrauen zu schaffen und eine Ansprechpartnerin für die Heranwachsenden zu sein. „Der Beziehungsaufbau ist wichtig, mit uns können die Jugendlichen oft offener reden als mit ihren Eltern oder Lehrern. Manche Kinder und Jugendlichen aus Raesfeld schreiben mir auch noch, ich bin weiterhin auch für ihre Fragen da.“

Spontan auf individuelle Bedürfnisse eingehen

Sonja Gerwers hofft, dass in Lohberg möglichst bald ein Normalbetrieb ohne Corona-Beschränkungen anlaufen kann. Sie hat eine volle Stelle, eine Caritas-Kollegin arbeitet fünf Stunden pro Woche mit und einige Honorarkräfte ergänzen das Team. Auch Ehrenamtliche sind willkommen. Am meisten Freude macht der engagierten Pädagogin, dass die Jugendlichen das Don Bosco-Haus freiwillig aufsuchen, weil sie es möchten. „Und nicht, weil sie es müssen, wie in der Schule. Es ist unverbindlich, wir können spontan auf individuelle Bedürfnisse eingehen und die Selbständigkeit fördern“, erläutert Sonja Gerwers. „Wir beziehen die Jugendlichen in die Planung der Angebote und Aktionen ein, denn das ist ihr Haus.“

Hobbys: Ehrenamtskneipe und Stand Up Paddling

Die kontaktfreudige Hamminkelerin lebt bewusst weiter in ihrem Dorf, um in ihrer Freizeit Abstand zum Beruf zu haben. „Ich verbringe viel Zeit mit meinem Freund und meinem Freundeskreis, stehe neuerdings ab und zu in einer Ehrenamtskneipe hinter dem Tresen und wir haben das Stand Up Paddling für uns entdeckt, das macht sehr viel Spaß.“ Mit 29 ist man selbst noch jung, und wenn man sich so viel um andere kümmert wie Sonja Gerwers, will man im Privatleben seine Freiheiten genießen. 

Text: Gudrun Heyder,  Fotos: privat

Info 

(Quelle: Webseite Caritasverband Wesel)

„Die Häuser der offenen Tür in Dinslaken-Lohberg sind geschützte Orte der Freizeitgestaltung, der pädagogischen Arbeit, eine Anlaufstelle und ein „Zuhause“ für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 25 Jahren. Die pädagogische Arbeit umfasst neben der Einzelfallhilfe, Gruppen- und Cliquenarbeit auch mobile Formen der offenen Jugendarbeit sowie gemeinwesenorientierte Arbeit. Die Einrichtungen bieten Kindern und Jugendlichen, neben der Familie und der Schule, einen Ort im öffentlichen Raum an, an dem sie ihre Zeit mit Gleichaltrigen verbringen können. Handlungsleitlinie unserer Arbeit ist die Förderung junger Menschen zu eigenverantwortlichen, selbstbestimmten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Freiwilligkeit ist das zentrale Prinzip und gleichzeitig grundlegender pädagogischer Qualitätsfaktor der offenen Kinder- und Jugendarbeit."

 

Kontakt

Don-Bosco-Haus (Jugend OT)

Sonja Gerwers

Telefon: 02064 / 30 872

E-Mail: don-bosco-haus@caritas-dinslaken.de

Lohbergstr. 69, 46537 Dinslaken